Regen, überall Regen – nur bei mir nicht

Regen, überall Regen – nur bei mir nicht
In den letzten Wochen habe ich immer wieder Nachrichten von besorgten Freunden bekommen, die wissen wollten, wie es mir mit all dem Regen ergeht. Und tatsächlich: Wenn ich meine Wetter-App geöffnet habe, hat es mich manchmal selbst gegruselt – so düster sahen die Prognosen für die nächsten Tage aus.
Doch wie durch ein kleines Wunder sind all die Regengüsse im gesamten September und selbst jetzt im Oktober an mir vorbeigezogen. Nur zweimal hat mich der Regen wirklich unterwegs erwischt. Einmal lag zufällig eine Schutzhütte am Weg, in der ich Unterschlupf fand und zwei Stunden lang an meinem Newsletter arbeitete, bis der Schauer vorbeigezogen war. Das andere Mal hatte ich gerade die Regenjacke übergezogen, da hörte es auch schon wieder auf.
Sonst hat es in meiner Umgebung immer nur dann geregnet, wenn ich irgendwo Station gemacht hatte und somit ein festes Dach über dem Kopf hatte – oder nachts, während ich im Zelt lag. Mein Zelt hat bisher jedem Regenschauer standgehalten.
Als ich jedoch im Siebengebirge und kurz vor Köln unterwegs war, wurde mir bewusst, wie viel Glück ich wirklich hatte. Der Rhein trat stellenweise über die Ufer, die Böschungen standen bereits unter Wasser. Dieser hohe Pegel zeigte mir, wie viel Regen andernorts niedergegangen sein musste. Laut Wetter-App hätte es auch an jenem Tag wieder durchgehend regnen sollen – aber die App nehme ich schon lange nicht mehr allzu ernst. Sie gibt höchstens eine Ahnung, wie das Wetter vielleicht wird. In der Realität sieht es meist ganz anders aus.
Oft ist es ohnehin nicht so schlimm, wie man befürchtet, wenn man draußen und gut ausgerüstet ist. Viel hilfreicher ist für mich der Regenradar – damit weiß man wenigstens zwei Stunden im Voraus, ob Regenwolken im Anmarsch sind. Das funktioniert erstaunlich zuverlässig.
Doch auch dieser Radar täuschte sich in den letzten Wochen – und ganz besonders an diesem Tag entlang des Rheins. Laut Anzeige hätte es eine Regenfront nach der anderen geben müssen, stundenlang. Und ja, geregnet hat es – aber nie dort, wo ich gerade war.
Manchmal habe ich den Rhein entlanggeschaut und nördlich und südlich von mir die Regenschleier niedergehen sehen. Manchmal bekam ich ein paar Tropfen ab, mehr nicht. Nass geworden bin ich, seit ich Stuttgart Ende Juni verlassen habe, kein einziges Mal.
Es fühlt sich manchmal an, als wäre über mir ein unsichtbarer Regenschirm aufgespannt – als ob mich etwas, trotz aller Herausforderungen dieser Reise, wenigstens vor dem Regen schützt. Dafür bin ich unglaublich dankbar. Und doch bin ich sicher: Der Norden wird für mich noch den ein oder anderen Regentag bereithalten. Aber bis dahin genieße ich mein Wetterglück – auch wenn die App für die nächsten zehn Tage Sonne verspricht. Vertrauen tue ich ihr trotzdem nicht.

