Tag 138 – Eine Vollmondnacht an der Wümme

Ich habe mein Zelt direkt an der Wümme aufgeschlagen – ein traumhafter, abgeschiedener Platz. Das gefilterte Flusswasser wirkte allerdings nicht ganz sauber, also wollte ich es nur zum Kochen nutzen. Doch als ich den Kocher anschließen wollte, merkte ich, dass die Pumpe kaputt war. Eine halbe Stunde lang versuchte ich, sie zu retten, bis klar wurde: keine Chance. Damit fiel warmes Essen und heißer Tee für die nächsten Tage aus.
Ganz schön frustrierend, zumal ich inzwischen ordentlich durchgefroren war und nur noch einen halben Liter Leitungswasser übrig hatte. Die schönen Rückmeldungen zu meinem Newsletter, den ich einige Tage zuvor verschickt hatte, retteten mir ein wenig den Abend – und dann kam der Mond. Der größte Vollmond des Jahres stieg über dem Fluss auf, erleuchtete mein Zelt und tauchte alles in silbriges Licht.
In der Ferne riefen Kraniche von ihren Rastplätzen im Moor. Viele von ihnen sind durch die Vogelgrippe geschwächt, fallen teils vom Himmel und sterben zu Hunderten, wie ich in den Nachrichten gelesen hatte. Doch diese hier riefen laut, lebendig und kraftvoll – jeder einzelne Ruf hat mich gefreut und mich mit diesen wunderschönen Tieren verbunden. Auch in der Nacht wachte ich immer wieder auf und lauschte ihnen.
Plötzlich war es völlig egal, dass mein Kocher kaputt war. Diese Nacht war ein Geschenk: der Mond, die Kraniche, das Plätschern der Wümme, die Stille drumherum. So nah und verbunden war ich der Natur selten – und erfüllt von Dankbarkeit, dass ich an diesem Ort sein und diesem besonderen Schauspiel beiwohnen durfte.
